la divine
die legende trägt immer den sieg über die historische wahrheit davon sarah bernhardt
sie verneigte sich unaufhörlich, vor ihrem auftritt, nach ihrem auftritt und auch am ende jedes akts. und ihr alle konventionen sprengendes, grandioses spiel glich einem langen, verzückten, von wutschreien unterbrochenen ohnmachtsanfall.
jean cocteau in "die farben der erinnerung" über einen auftritt von sarah bernhardtausschnitt aus "synoptisches tableau" von richer, 1881
„für sarah bernhardt, die einst in ihren lebendigen augen die blindheit einer heiligen statue zum ausdruck gebracht hat“
widmung d`annunzios in bernhardts ausgabe von "la città morta"
als sie versuchte, sich aus dem
theater zu entfernen, wurde sie buchstäblich umlagert, und zwar in der
hauptsache von hysterischen frauen, die versuchten, ihre hand zu ergreifen, ein
paar worte mit ihr zu wechseln, sie bloß zu berühren. eine riss sich ihre
goldene brosche ab und steckte sie sarah an. eine andere fuchtelte mit der
schere herum und wollte sarah eine locke abschneiden, erwischte aber ein stück
straußenfeder von ihrem hut. ein überreiztes mädchen verlangte ein autogramm
und biss sich in die hand, bis blut floss, als sie merkte, dass sie zwar einen
federhalter, aber keine tinte hatte. otis skinner in
"madame sarah"
ich
habe mir eine neue welt erobert – die welt des fotografischen theaters. ich
hätte niemals gedacht, mein lieber william, dass ich jemals ein film sein
würde, doch jetzt existiere ich in form von zwei filmen. diese aufnahmen sollen
meine unsterblichkeit
sichern.
schreibt sarah nach der
verfilmung der kameliendame an ihren amerikanischen impresario f. conner
(33:45 "la dame aux camélias." 1912. france. featuring sarah bernhardt. directed by andré calmettes for film d’art)